Freitag, 28. Februar 2014

Spielvorstellung: Madeira

Überall gelobt, sogar eine volle 10/10 in der renommierten Spielbox habe ich gehört. Ich weiß nicht was ich falsch mache, aber Madeira finde ich überhaupt nicht so gut. Vom Konzept her ist Madeira grob gesagt ein umfangreiches Arbeitereinsetzen mit Würfeln statt Arbeitern ähnlich Troyes, Bubu, Bobo, etc., wobei aber im Wesentlichen zwei neue Elemente auftauchen: Piratenwürfel und nennen wir es mal die recht freie eigene Zielsetzung.

Piratenwürfel können nach gewissen Regeln alternativ zu eigenen Würfeln als etwas abgewandelte Zusatzaktionen eingesetzt werden - kurz ausgedrückt lassen sie nur den ersten von zwei Teilen einer Aktion zu, führen zu weiteren Kosten und gegebenenfalls sogar Minuspunkten. Das ist etwas knifflig, da Piraten nur dort zum eigenen Problem werden, wo auch andere eigene Würfel eingesetzt sind; Piraten werden hingegen für die Mitspieler ein Problem, wenn sie dort auftauchen, wo eben diese ihre Würfel untergebracht haben. Am Ende der Runde wird berechnet wo Zweitaktionen möglich sind und was diese kosten - je nach eingesetzten Arbeitern sind Aktionen mal günstiger oder teurer. Dann kommt es zu einer spannenden Entscheidung: Wollen die Spieler ihre Aktionen wirklich einlösen und zahlen die dazu notwendigen Kosten, oder ziehen sie sich zurück und erhalten als Quittung negative Piratenpunkte, welche durch Piratenwürfel weiter erhöht werden. Piratenwürfel sind also abgeschwächte Zusatzaktionen, womöglich aber auch zusätzliche Piratenpunkte wenn Kosten bei Rundenende nicht bezahlt werden wollen oder können - ein spannendes neues und vielfältiges Konzept.

Nach und nach passen die Spieler beim Einsetzen und entscheiden damit nicht nur über Spielerreihenfolge und einen Rundenbonus, sondern auch über künftige Ziele: Jeder Startplatz ist mit einem einmaligen Vorteil verknüpft, bietet aber auch verschiedene Zielplättchen zur Auswahl. Beim Passen stehen die Spieler also vor einer harten Nuss, da gleich drei Faktoren abgewogen werden müssen und vor allem die zur Auswahl stehenden Ziele die zukünftigen Möglichkeiten zur Punktegewinnung festlegen. Die Spieler können sich selbst eine Siegpunktestrategie zusammenstellen.

Ich habe viele verschiedene Probleme mit Madeira. Zum einen ist es sehr denklastig, da nahezu alle Faktoren einsehbar und rechenbar sind - eigene Ziele und die der Gegenspieler, Ernährung, Umtausch von Waren, kommende Aktionen. Das muss bei gutem Spiel unweigerlich zu sehr langen Zügen und einer ausufernden Spielzeit führen. Dazu komplett unpassend ist das System mit den Würfeln, welches die wirklichen Geldwerte erst bei Rundenende eindeutig festlegt und so eine eher offene Spielweise der Spieler fordert. Was aber viel entscheidender für mich ist, ist dass mir insgesamt die Spannung anderer zuvor genannter Spiele fehlt, da viele Elemente wie beispielsweise Holz als Material oder Würfelaugen um an bestimmten Orten einsetzen zu dürfen ganz einfach und jederzeit mit Geld dazugekauft werden können. Dies macht das Ganze zwar weniger brutal, nimmt aber auch ordentlich Reiz und führt vor allem schon wieder zu weiteren Rechnungen. Zudem ist Madeira vielleicht ganz grundsätzlich eine Runde zu lang, in der ohnehin mehr oder weniger dasselbe geschieht. Madeira ist das erste Spiel bei dem ich endlich mal wirklich nachvollziehen kann, was die Leute damit meinen, wenn sie sagen, dass ein Spiel mehr Arbeit als Spaß ist. Trotz der zwei grandiosen neuen Ideen spiele ich Troyes und Co klar jederzeit lieber.

3 Kommentare:

  1. Madeira ist ein tolles Spiel! Wir haben es letztens in unserer kleinen Spielerunde getestet und waren vollauf begeistert!

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  2. Finde auch das Madeira ein tolles Spiel ist.

    Wurde kürzlich auf einer Familienfeier wieder angesteckt mit dem Spiel!

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  3. Das Spiel bekam ja echt gute Bewertungen. Das sollte man mal wirklich ein Auge drauf werfen.
    Mit besten Grüßen,
    Georg

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