Donnerstag, 4. April 2013

Spielvorstellung: Rialto

Es ist mal wieder Zeit für einen diskussionswürdigen Artikel. Vorher aber eine grobe Erklärung wie Rialto so abläuft und was es ausmacht:

In Venedig wollen Macht und Einfluss gesammelt werden, wozu Brücken und Gebäude errichtet werden, aber auch Mittelsmänner um die Mehrheit in den einzelnen Stadtbezirken buhlen. Das Spiel basiert auf einem sehr einfachen aber auch raffinierten Kartenmechanismus: Zu Beginn jeder Runde suchen die Spieler in Zugreihenfolge eines der offen ausliegenden Kartenpakete für sich aus und enthalten es damit auch den Mitspielern vor. Anschließend werden die einzelnen Kartentypen nacheinander in jeweils einer eigenen Phase ausgespielt um zu bestimmen wie sich die Spielerreihenfolge ändert, wer wie viel Geld bekommt, wer welches Gebäude baut und wer wie Brücken, Gondeln und Mittelsmänner platzieren darf. Eine Kartenmehrheit bringt dabei einen Bonus ein. Das Spiel verläuft über genau sechs Runden, wobei jede Runde sich speziell auf eines der sechs Gebiete Venedigs konzentriert. Brücken werten Gebiete auf oder ab, Gondeln bringen Mittelsmänner außerhalb der eigentlich dafür vorgesehenen Phase in beliebige Gebiete, Gebäude werden nach dem Bau bei Betrieb mit Münzen bezahlt, bieten dafür aber auch wertvolle Sonderfunktionen wie zusätzliche Karten, Joker oder gar Siegpunkte.


Das ist übersichtlich, geht schnell, funktioniert aber nur bedingt. Dadurch dass die Spielerzüge ausschließlich von den ausliegenden Karten abhängen, Karten aber zusätzlich noch vom verdeckten Stapel ergänzt werden und Gebäude die Kartenhand manipulieren können, gibt es wenige beziehungsweise nur täuschende Möglichkeiten das Spiel zu kontrollieren. Natürlich lassen sich Überlegungen anhand der ausliegenden Kartenpakete treffen, doch diese sind keinesfalls endgültig, sondern oft ärgert man sich, dass es mit der wichtigen Mehrheit doch knapp nicht hingehauen hat. Da jedes Gebiet wirklich nur ein Mal im Spiel besondere Aufmerksamkeit bekommt, kann man nachträglich an einer verlorenen Mehrheit nicht mehr viel drehen, das ändern oft auch die Gondeln oder Wertungsänderungen durch Brücken nicht mehr. Dazu kann es Situationen geben wo jemand einfach besonders das bekommt was er gerade braucht und man selbst eher in die Röhre guckt, auch wenn man immerhin irgendetwas doch immer tun kann. Das Spiel bleibt trotz der verschiedenen Funktionen, die an sich wirklich spannend und gut aufeinander abgestimmt sind, sehr seicht. So sind auch die Gebäude bereits nach der ersten Partie bekannt, da sie sehr ähnliche Funktionen aufweisen. Kommt es zu einer Situation wo jemand gleich zu Beginn das beste Kartenmanipulations-Gebäude bauen kann, so spielt er jede Runde zwei Karten mehr als die Mitspieler und hat zudem noch eine viel größere Auswahl. Das kommt nicht immer vor, macht das Spiel dann aber wirklich schon sehr sinnlos für die Gegenspieler. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass man viel zu wenig Einfluss auf das Spielgeschehen hat und die wenigen Entscheidungen eigentlich gar nicht unbedingt relevant sind. Es gibt genug Möglichkeiten Siegpunkte zu machen, aber es liegt wortwörtlich oft nicht in der eigenen Hand. Ein Spiel zum runterspielen also, für Einsteiger dann aber doch ein wenig zu durcheinander. Ich kann nicht sagen dass es mir keinen Spaß gemacht hat und werde es sicher noch ein oder zwei Mal spielen, aber auf lange Sicht ist Rialto zu schnell durchschaut und bietet zu wenig Anreiz sich mit der an sich tollen Mechanik auseinanderzusetzen, wenn der Ausgang offensichtlich nicht wirklich beeinflusst werden kann. Gewinnen ist sicherlich nicht alles, aber man möchte nach ein paar Partien wenigstens noch das Gefühl bekommen etwas zu spielen und nicht gespielt zu werden - Rialto gibt mir dieses Gefühl nicht. 

Meine Meinung ist doof und Ihr wollt Rialto trotzdem haben? Kein Problem: Der Spieltraum traut mir auch nicht über den Weg und kann Euch das Spiel daher hier trotzdem gerne verschicken! : )

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