Diesmal machen sie keinen Hehl daraus: Ein Thema gibt es in wenigen Sätzen zusammengefasst ausschließlich auf der Schachtelrückseite (irgendwas mit Kaufleuten und Einfluss in Brügge oder so), die Anleitung beschäftigt sich mit so einem Schmarrn erst gar nicht weiter, sondern steigt direkt mit den Regeln ein. So wie wir.
Diese sind erstaunlich simpel. Reihum spielen die Spieler immer eine ihrer Handkarten und führen damit eine der möglichen Aktionen aus. So lassen sich Handlanger anwerben oder Gulden eintreiben, Bedrohungsmarker werden zurückgelegt, der Kanal weiter- oder ein Haus gebaut. Alle Karten ermöglichen dabei immer jede dieser Optionen, allerdings ist die Kartenfarbe auschlaggebend. Eine rote Karte beispielsweise zieht rote Handlanger an, nimmt so viele Gulden wie der rote Würfel Augen zeigt, legt einen roten Bedrohungsmarker zurück, baut auf einem roten Kanalfeld oder ein rotes Haus. Es gibt noch einen weiteren Unterschied: Jede Karte ist individuell und zeigt eine Persönlichkeit, welche für einen Festpreis in ein leeres Haus einzieht. Dadurch erwirbt der Spieler einen gewissen Vorteil in Form eines einmaligen Bonus, einer Sonderfunktion die gegen die Abgabe eines Handlangers aktiviert werden kann, einer Dauerwirkung oder von Sonderpunkten für gewisse Errungenschaften bei der Siegpunktewertung am Spielende. Am Anfang jeder Runde ziehen die Spieler ihre Kartenhand wieder beliebig von zwei Stapeln auf, sehen dabei anhand der Kartenrückseite welche Farbe sie erwartet. Anschließend werden die fünf farbigen Würfel geworfen um bestimmte Voraussetzungen zu bestimmen, zum Beispiel gibt es für alle Fünfen und Sechsen nun Bedrohungsmarker in den entsprechenden Farben, Einsen und Zweien addiert bestimmen die Kosten für einen "Aufstieg", sprich wer genug Geld hat kann die soziale Leiter emporklettern und so direkt Siegpunkte verdienen. Die Bedrohungsmarker sind ein tolles Konzept: Sobald jemand drei solche einer Farbe vor sich ausliegen hat, muss er einen entsprechenden negativen Soforteffekt ertragen, darf die Marker dann aber in der Vorrat zurücklegen. So gehen Handlanger in einer Überschwemmung verloren, die Pest rafft wichtige Persönlichkeiten dahin, die Spieler werden von Überfällen heimgesucht oder sind Intrigen oder gar einem Brand ausgesetzt. Viele Siegpunkte gibt es schließlich für gelungene Personenkombinationen, das schnelle und weite Ausbauen des Kanals, Aufstieg und auch Mehrheitenmarker - das Spiel belohnt, wenn man es schafft zumindest ein Mal im Spiel beim Aufstieg, bei der Personenanzahl oder dem Kanalausbau alleine vorne zu liegen.
Auch wenn Brügge sich mit dem Thema keine Mühe gibt, macht es Laune loszulegen. Das liegt ganz klar an der grandiosen Illustration von Michael Menzel, der unter anderem jede einzelne Personenkarte individuell gezeichnet hat. Brügge macht auch Spaß, ist intuitiv, rund und spielt sich relativ flott. Für mich gibt es nur ein Problem: Wer eine gute Starthand mit einer Siegpunktekarte hält, kann von Anfang an gezielt in eine Richtung spielen und hat damit einen großen Vorteil gegenüber einem Spieler, der ersteinmal ins Blaue Häuserfarben und Personengruppen baut und dann erst während des Spielverlaufs etwaige Kombinationen zusammenstellt. Nie kann man wissen welche Karten genau man nachzieht und welche überhaupt im Spiel sind. Mal hat man Glück und zieht etwas das die derzeitige Spielweise stark belohnt, ein andermal soll es einfach nicht sein. Eigentlich ist das spannend und macht den Reiz des Spiels aus, oftmals aber eher echt frustrierend und hemmt den Wiederspielreiz. Natürlich hat man immer auch andere Optionen, kann irgendwie mit seinen Karten etwas anfangen und auch Punkte generieren, jedoch gibt es eindeutig stärkere Kombinationen, die, wenn zusammen gezogen oder bereits zu Beginn ersichtlich, den Sieg fast schon garantieren. Ein Umstand sollte noch erwähnt werden: Einige Personen sind sehr destruktiv und lassen beispielsweise die Mitspieler zusätzliche Bedrohungsmarker nehmen. Das funktioniert zwar gut, ist aber nicht jedermanns Sache. Brügge hat für mich seinen Reiz und ist ein nettes Gelegenheitsspiel. Hier könnt Ihr Brügge besuchen.
Und zur Feier des Tages gibt's das Spiel auch noch bis zum 27.04. 3,- Euro günstiger, wenn ihr bei einer Bestellung im Webshop den Rabattcode BensBlog1504 eingebt. Und wer ihn mir im Laden nennt, der bekommts natürlich auch zu dem Preis... :-)
AntwortenLöschenIch fasse es nicht! Da würde ich ja glatt mitmachen...
LöschenToll und ich habe Samstag schon zugeschlagen...
AntwortenLöschenAch Heide, ich brauche einfach ab und zu eine Kompensation für meine gelegentlichen Niederlagen... :-)
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AntwortenLöschenKann Deinem Fazit voll und ganz zustimmen, Ben. Macht Spaß, kann aber auch frustrierend sein wenn die Gegenspieler schon früh im Spiel eine oder gar zwei siegpunktgenerierende Karten ausliegen haben und man selbst keine entsprechenden Karten zieht. Allerdings gibt es auch für diese Karten z.T. nur wenig Punkte und man kann gegebenenfalls anderweitig kontern. Aber da das Spiel ja eh flott gespielt ist (zu zweit höchstens 45 Min.), spielt man gleich noch eine Runde. Wer also mit den genannten Umständen umgehen kann, bekommt hier ein gutes, optisch grossartiges Spiel. Uns macht es viel Spass.
AntwortenLöschenGruss
Dirk
Ich warte ja noch auf mein erstes Spiel von Brügge. Bin gespannt, ob es Bora Bora übertreffen kann.
AntwortenLöschenAch ja, ich find Brügge auch klasse, weil es zu zweit wirklich schnell gespielt ist und ich mag es auch, wenn man sich spontan auf Situationen einstellen muss (weil einfach nicht die richtigen Karten, Farben kommen).
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