Montag, 17. Dezember 2012

Spielvorstellung: Terra Mystica

Bei so vielen Neuheiten der Spielemesse habe ich leider nicht alle zeitnah abhandeln können und so gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits einige Videovorstellungen zu Terra Mystica, welche Ihr unter dem BGG-Eintrag einsehen könnt. Ich möchte mich bei dieser Spielvorstellung daher einmal auf meine Meinung beschränken - man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden:

Terra Mystica ist an sich ein sehr gewöhnliches Bau-Strategiespiel. Gebäude werden möglichst gewinnbringend platziert, dadurch erhöht sich das Einkommen, welches wiederum letztlich in unter anderem Tempelfortschritt umgesetzt wird, um so bei der Schlusswertung möglichst gut dazustehen. Das ist durch zufällige Wertungsplättchen für jede einzelne Runde und umkämpfte Rundenbonuskarten zwar abwechslungsreich, aber nichts Neues. Die Schalen-Mechanik der "Macht" sieht zwar erstmal spannend und innovativ aus, ist aber eigentlich nicht wesentlich mehr als eine weitere Ressource, welche für Sonderaktionen eingetauscht werden kann - was zwar ein wenig anders funktioniert, sich spielerisch aber nicht bedeutend abhebt und einprägt. Ähnlich verhält es sich mit dem Terraforming, welches ebenfalls thematisch stark ist, spielerisch aber nicht die für mich entscheidenden Freudentränen hervorruft. Das Einzige was mich vom Spielgefühl ein wenig ergriffen hat, ist die Nachbarschaftsregel: Gerne baut man neben den Mitspielern um Handelshäuser günstiger zu bekommen, gerne vermeidet man dies aber auch zeitweise, um nicht zu viele Machtpunkte zu verschenken. So ist man einerseits aufeinander angewiesen, andererseits gleichzeitig in starker Konkurrenz. Allerdings ist diese tolle Idee nicht so dominant wie man hoffen könnte, sondern eher ein Nebeneffekt, der dadurch schnell an Reiz verliert. Schade hierbei auch, dass der Spielplan nicht an die Spielerzahl angeglichen wird und daher bei weniger als 4 oder 5 Spielern viel zu weitläufig sein kann. Was Terra Mystica hingegen wirklich auszeichnet, sind die 14 spielbaren Völker, die sich ausgesprochen stark voneinander unterscheiden. Kein Spiel verläuft gleich, sondern fordert ganz andere Herangehensweisen von den Spielern ein. Dabei werden teilweise sogar Grundregeln des Spiels ausgesetzt, was jedes Volk auf seine eigene Weise mächtig und völlig aus der Reihe erscheinen lässt. Überdies fügen sich die Völker sehr thematisch und nachvollziehbar in ihre Fantasywelt ein, was ein rundum wundervolles Entdeckererlebnis garantiert. Man muss das Rad eben nicht immer neu erfinden.

Obwohl Terra Mystica eigentlich ein verhältnismäßig überschaubares Spiel ist, wirkt es auf mich manchmal etwas überfrachtet und zusammengeschustert. Bei steigender Spielerzahl dauert es so auch entsprechend lange. Leider ist die bunte Fantasywelt daher nicht für Familien zugänglich, sondern kann nur von fortgeschrittenen Spielern erkundet werden, welche, so wie ich, von klischeebelasteten Fantasygeschichten mit Elfen, Chaosmagiern und Nixen gegebenenfalls mehr als genug haben. Diejenigen Vielspieler, die bereits sehr viele derartige Strategiespiele kennen, finden allerdings lediglich in den 14 spielbaren Völkern einen wirklichen Mehrwert gegenüber vergleichbaren Spielen. Das kann aber durchaus ein sehr guter Kaufgrund sein - ich schätze Terra Mystica dafür! Terra Mystica funktioniert einwandfrei und ist über zahlreiche Partien abwechslungsreich. Nur ist das eigentliche Spiel leider sehr gewöhnlich.

(Obwohl die Erstauflage ausverkauft ist, haben wir noch ein paar Exemplare im Laden, welche Ihr zum Beispiel hier erwerben könnt. Die Neuauflage kommt dann Anfang nächsten Jahres.)

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