Selten war ich bereits
beim Lesen der Anleitung derart begeistert und konnte es kaum
erwarten endlich loszulegen. Hinter Bruxelles verbirgt sich ein
Arbeitereinsetzen mit selten viel Innovation und durchweg
interessanter Kombination bewährter Elemente: Die Spieler setzen
reihum ihre Arbeiter auf zwei verschiedenen Spielplänen ein, wobei
einer dieser vom Startspieler vorab nach seinen Vorstellungen
eingeschränkt werden kann. Auf dem sogenannten "Jugendstil-Plan"
bieten verschiedene Felder unterschiedliche Aktionen, das Einsetzen
muss aber immer zusätzlich mit Geld bezahlt werden und jedes Feld
trägt nur eine Figur; Bei Rundenende können platzierte Figuren je
nach Formation Zusatzpunkte einspielen und das zuvor gesetzte Geld
dient gleichzeitig als Gebot auf Spalten-Bonuskarten. Klingt kompliziert, wir haben aber noch gar nicht richtig angefangen. Der
'Brüssel-Plan" hingegen ist kostenlos, wesentlich stärker und
fasst beliebig viele Figuren aller Spieler, dafür wandert aber ein
Arbeiter desjenigen Spielers in den Knast, der hier insgesamt die
meisten Figuren eingesetzt hat. Durch Aktionen werden Kunstwerke
erschaffen und gehandelt, Persönlichkeiten und deren
Sonderfähigkeiten erworben und Gebäude mit Werkstoffen errichtet.
Bruxelles bietet dabei Kniffe an jeder Ecke: Personen können
einmalig oder gegen Geld mehrfach verwendet werden, eine Uhr-Mechanik
bestimmt die Baukosten, Gebäude besetzen dauerhaft Aktionsfelder und
lassen abweichende Nebenaktionen zu, verkauft wird anhand eines verschiebbaren Ateliermarkers,
Bonuskarten verstärken gewisse Punktestrategien, und, und, und.
Es gibt nur leider ein
gravierendes Problem: Bruxelles hat mir nur wenig und daher sehr kurz Spaß
bereitet. So spannend und neuartig das auch alles klingt, in der
Praxis fühlt es sich einfach nicht ausgereift an. Schnell ist das
große Staunen vorbei und so findet sich ein unvermutet seichtes aber
leicht überladenes Spiel vor, welches tatsächlich nur wenig
Spannung aufbauen kann. Für Einsteiger und Gelegenheitsspieler ist
der Aufwand viel zu groß, Experten erwartet keine echte
Herausforderung - bestenfalls in der Mitte lässt Bruxelles einige
spaßige Partien zu, wird aber ausschließlich wegen der vielen guten
Ideen in Erinnerung bleiben, nicht aber im Schrank. In der Not ist aber immer auf einen Verlass: den Spieltraum.
Wenn man kein Hardcore-Eurogamer ist, ein furchtbares Spiel. Zig Mechanismen, null thematisch, Siegpunktebrei...kotz!
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